Unterschiedliche Farbtonkarten und ihre Besonderheiten im Vergleich

Farbtonkarte

Ein Farbfächer ist eine gedruckte Darstellung von Farben eines Farbraumes. Mit Hilfe eines Farbfächers oder einer Farbtonkarte lassen sich Farben präzise vergleichen und Farbtöne auswählen.

Die Farbgenauigkeit ist entscheidend für das Design und Farbtonkarten helfen bei der Wahl der richtigen Farbe für einen Druck. Denn das, was auf dem Computermonitor des Grafikdesigners zu sehen ist, ist nicht unbedingt das, was später auf dem gedruckten Blatt erscheint. Es kann sehr frustrierend sein, wenn das tiefblaue Logo auf dem Briefkopf des Kunden im Druck plötzlich blau-grün auf den teuren Umschlägen erscheint. Um die Farbgenauigkeit gewährleisten zu können, benötigen Designer daher einen standardisierten Farbschlüssel.

Eine Möglichkeit, die Farbgenauigkeit zu gewährleisten, ist die Verwendung von standardisierten Farbtonkarten. Neben dem weltweit führenden amerikanischen Hersteller Pantone werden Farbtabelle auch von zwei Unternehmen aus Deutschland produziert. Die Farbfächer von HKS und die normierten Farben der Firma RAL haben dabei regionale Bedeutung. Das Farbstandardisierungssystem des amerikanischen Unternehmens Pantone ist weltweit das am weitesten verbreitete.

Das Pantone Matching System

Globaler Standard

Pantone Farbtonkarte

Pantone entwickelt seit über 40 Jahren Farbtonkarten für die Designindustrie und wird von den meisten Akteuren im Verlags- und Druckwesen, der Softwareindustrie sowie der Textil- und Kunststoffindustrie unterstützt. Das Pantone Matching System (PMS) weist jeder Farbe und jedem Farbton eine Nummer zu, um sie präzise zu klassifizieren.

Die am häufigsten referenzierten Farben befinden sich in der Pantone Basis Palette. Die Pantone Basis Palette besteht aus 1.114 Farben, die durch drei- oder vierstellige Zahlen gefolgt von einer C-, U- oder M-Endung gekennzeichnet werden. Die Endungen stehen für verschieden Beschichtungen auf denen die Farben unterschiedliche wirken. Pantone kategorisiert die Farben anhand der verwendeten Farbpigmente und basierend auf den Materialien, auf denen die Farben verarbeitet werden oder zum Einsatz kommen.

Die Pantone Farbbibliothek umfasst verschiedene Bücher und Kataloge in denen die Farben katalogisiert sind. Einige Musterbücher werden in Fächerform produziert, bei denen die verschiedenen Pantone Farben als Streifen dargestellt werden. Daneben gibt es Farbkataloge in denen die Farben als rechteckige Farbfelder repräsentiert werden. Diese Farbfelder lassen sich herausreißen und dem Kunden zusenden.

Einige Pantone-Farben lassen sich durch Mischen von CMYK-Tinten reproduzieren, während andere Farben nur aus speziell vorgemischten Tinten hergestellt werden können. Eine Anwendung dieser standardisierten Tinen erfolgt bei der CMYK-Methode. DIe CMYK-Methode zum Drucken von Farbe verwendet nur vier verschiedenen Farben – Gelb, Schwarz, Cyan und Magenta. Ein großer Teil der Drucke wird international nach der CMYK-Methode produziert, und der Hersteller Pantone hat eine Gruppe von Farben bzw. Tinten entwickelt, die auf Basis von CMYK gemischt werden können.

Daneben gibt es von Pantone Farbkataloge für Metallic- und Pastellfarben sowie Spezialkataloge für einzelne Industriezweige. Die Textilpalette bestehend aus 1.925 Pantone Farben, die in den Bereichen Mode bzw. „Fashion“ und „Home“ zur Anwendung kommen. Sie werden durch zwei Ziffern identifiziert, gefolgt von einem Bindestrich, weiteren vier Ziffern und einer Buchstabenendung. Die Kunststoffpalette, bestehend aus 735 transparenten und 1.005 opaken Kunststofffarben, wird hauptsächlich von Industriedesignern und Herstellern von Kunststoffprodukten weltweit verwendet, um Farben für Kunststoffe zu spezifizieren. Dies Farben der Pantone-Kunststoffpalette weisen drei Sättigungsebenen auf, um unterschiedliche Transparenzgrade anzuzeigen.

Das Pantone Farbsystem wird auch für die Darstellung von Farben auf Computerbildschirmen eingesetzt. Pantone-Farbpaletten für die Verwendung mit Grafikprogrammen wie Photoshop, InDesign, QuarkXPress und anderen Softwareprogrammen und Apps simulieren das Erscheinungsbild von Pantonen-Farben auf dem Computerbildschirm. Für die korrekte Darstellung muss der Computermonitor oder das Grafiktablett ordnungsgemäß kalibriert sein. Trotzdem allem ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine Farbsimulation handelt und das gedruckte Produkt von der Farbdarstellung am Bildschirm abweichen kann. Nach wie vor eignet sich die gedruckte Farbkarte am besten zur Farbauswahl.

RAL-Farben

Der Standard in Deutschland

RAL-Farben sind normierte Farben, die von der gemeinnützigen RAL gGmbH aus Bonn entwickelt werden. Die RAL gGmbh ist eine Tochtergesellschaft des Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung.

Das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung besteht seit fast 90 Jahren, und hat sich über die Jahre einen vertrauensvollen Ruf bei den Verbrauchern im deutschsprachigen Raum erworben. Seit 1925 setzt es den Standard für die kontinuierliche, unabhängig gesteuerte Qualitätssicherung und definiert Farben für Farben, Lacke und Kunststoffe. Der RAL-Farbstandard ist heute Standard in vielen deutschen Industriezweigen. “RAL” ist dabei die ursprüngliche Abkürzung für “Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen und Gütesicherung”.

RAL Classic ist eine Sammlung von derzeit 213 Farben, darunter 188 Körperfarben, zwei Eisenglimmerfarben, fünf Tageslichtfarben und 15 Perlglanzfarben.

RAL Classic Farben sind über eine vierstellige Zahl in Kombination mit den Buchstaben “RAL”, z. B. RAL 1028, gekennzeichnet. Die erste Ziffer ist eine Systemcodenummer. Eins steht für gelb, zwei für orange, drei für rot, vier für violett, fünf für blau, sechs für grün, sieben für grau, acht für braun und neun für weiß und schwarz. Der Name eines Farbtons, z. B. Melonengelb für RAL 1028, ist dabei nur eine Hilfsbezeichnung. Für eine eindeutige Identifizierung einer Farbe sollte der Zahlencode verwendet werden, um Verwechslungen zu vermeiden.

Die RAL Classic Farbpalette wir laufend erweitert, aber es werden nur Farben aufgenommen, die dauerhaft von Interesse sind und dabei nicht nur einem Modetrend unterliegen. Ein Beispiel für eine dauerhaft aufgenommene Farbe ist RAL 5002, das Blau des Technischen Hilfswerks.

Im Jahr 1993 führte die RAL gGmbH ein neues Farbabstimmungssystem ein, das auf die Bedürfnisse von Architekten, Designern und Werbekunden zugeschnitten ist. Das RAL-Design Farbsystem enthält 1.625 Farben, die sich aber nicht mit den Farben von RAL Classic und RAL Design überschneiden.

Das RAL Design System verwendet die ersten drei Ziffern zur Kennzeichnung des Farbtons, das folgende erste Ziffernpaar definiert die Helligkeit L, während das zweite Zahlenpaar die Farbsättigung C kennzeichnet. Zum Beispiel ist die RAL DESIGN Systemfarbe 270 30 20 dunkelblau mit einem Farbton H von 270, eine Helligkeit L von 30 und eine Farbsättigung C von 20. Hierbei ist besonders auf die Bezeichnung nichtfarbiger Grautöne zu achten. Da der Farbton H 0 ist, dürfen die ersten Nullen nicht einfach fallengelassen werden, da die restlichen vier Ziffern unweigerlich zu Verwechslungen mit den RAL Classic Farbtönen führen würden. So ist zum Beispiel die RAL Design Farbe 000 90 00 ein weißer Farbton, mit dem Farbton H = 0 und der Farbsättigung C = 0, und nicht die Bezeichnung einer RAL Classic Farbe mit dem Code 9000.

RAL-Effect ist einer weitere Farbpalette von RAL. Sie umfasst 420 Uni-Farben und zusätzlich 70 Metallic-Farben. Die Volltonfarben basieren auf wasserbasierten Lacksystemen. Die 70 Metallicfarben basieren auf Acrylfarben. Die RAL-Effect Farben sind nicht Bestandteil der RAL Classic oder der RAL Design Farbkollektionen.

RAL Plastics ist ein Farbstandard für Kunststoffe. Die Farben für Kunststoffe basieren auf Polypropylen und ermöglichen eine sehr gute Darstellung der Farbnuancen von RAL Farben in Form einer identischen Farbe für Kunststoffe. RAL Plastics P1 enthält die 100 gebräuchlichsten RAL Classic Farben. RAL Plastics P2 umfasst weitere 200 RAL-Designfarben für Kunststoffe.

HKS-Farben

Beliebte Alternative

Das HKS-Farbsystem wird ebenfalls in Deutschland entwickelt. Der Name HKS ist abgeleitet von den Namen der Gründerfirmen Hostmann-Steinberg Druckfarben, Kast + Ehringer Druckfarben und H. Schmincke & Co. Das HKS ist ein Farbsystem, das aus 88 Grundfarben mit 39 Farbtönen und insgesamt 3.520 Volltonfarben besteht.

Das HKS-Farbsystem besteht aus den drei Farbserien Novavit HKS K BIO, Novavit HKS N BIO INTENSIV und Novaform HKS E BIO. Die Farbserien sind optimal auf die verschiedenen Substratarten abgestimmt und bieten optimale Farbtreue, Farbidentität und maximale Flexibilität hinsichtlich der Substratwahl. Alle drei Serien basieren auf nachwachsenden Rohstoffen und umfassen 88 Farben, davon 9 Grundfarben sowie 79 zusätzliche Farbtöne.

Da jede Farbe auf unterschiedlichen Papiertypen unterschiedlich erscheint, wurden bei HKS Farben und Tinten für den jeweiligen Bedruckstoff vier Ausführungen entwickelt: HKS K für Kunstdrucke, also gestrichenes Papier, HKS N für natürliches, ungestrichenes Papier, HKS Z für Zeitungen und HKS E für Endlospapier. Jede Farbe ist eindeutig durch eine eigenen ID-Nummer sowie die Abkürzung der jeweiligen Papiergruppe gekennzeichnet.

Wie im Pantone-Farbsystem gibt es HKS-Farben, die mit dem CMYK-Farbraum nicht wiedergegeben werden können, wie beispielsweise leuchtendes Orange oder bestimmte Blautöne. Für bestimmte grafische Implementierungen werden neben CMYK Farben daher spezielle Farben und Tinten zum Drucken benötigt. Der Grund dafür ist, dass nicht alle Farben mit den regulären Komponenten des Vierfarbendrucks gemischt werden können. Spezielle Farben werden insbesondere in der Verpackungsindustrie, bei der Herstellung von feinen Druckerzeugnissen oder für Corporate-Design-Konzepte verwendet. Hier bietet HKS fertig gemischte Volltonfarben, die ein einheitliches Erscheinungsbild der Farbe garantieren, egal wo auf der Welt sie angewendet werden.

HKS veröffentlich darüber hinaus regelmäßig Farbmanagement-Software für die Kalibrierung von Computermonitoren und den Einsatz von HKS Farbsystemen in Grafiksoftware für die farbgenaue Anpassung, Schätzung und Anwendung von HKS-Farben.

Der Zweck einer Farbkarte

Farbtonkarten und –fächer ermöglichen die Auswahl und genaue Anpassung von Farben, auch wenn die Parteien nicht am selben Ort oder sogar in verschiedenen Ländern lokalisiert sind.

Verfügt jede Partei über eine identische Farbtonkarte, kann die gewählte Farbe anhand der eindeutig zugewiesenen Nummer identifiziert und ausgewählt werden. Wenn der Designer seinem Kunden eine Farbe vorschlägt, sieht der Kunde genau diese Farbe auf seiner eigenen identischen Farbtonkarte. Ebenso kann einem Drucker oder Hersteller die Farbnummer übermittelt werden und dieser kann daraufhin die passende Farbe mischen. Auch Computermonitore, lassen sich über Farbtonkarten kalibrieren, vorausgesetzt, dass mit einer standardisierten Beleuchtung gearbeitet wird.

Vergleich der Anbieter von Farbsystemen

Für den Anwender ist es wichtig, den richtigen Farbton zu treffen. Mehrere Anbieter stellen daher sogenannte Farbsysteme und Farbkataloge zur Verfügung, um Farben auch über Distanzen hinweg vergleichen zu können. Einen weltweiten Standard gibt es für Farbsysteme gibt es nicht, jedoch sind nur wenige Anbieter aktiv, die den Markt untereinander aufgeteilt haben. Neben dem internationalen Marktführer Pantone aus den USA sind dies im deutschsprachigen Raum die Unternehmen RAL und HKS.

Leider sind die Farbsysteme der verschiedenen Hersteller nicht wirklich miteinander kompatibel, so dass ein reibungsloser Austausch nicht möglich ist. Alle Anbieter haben Stärken und Schwächen und sind in den verschiedenen Industriezweigen und Branchen unterschiedlich stark vertreten.

Pantone Farben werden vor allem von Designern und im Grafikbereich genutzt. Das liegt auch daran, dass Pantone für diesen Bereich viele Sonderfarben herausgebracht hat, die nicht über die Kombination mit Standardfarben erreicht werden können.

Bis heute ist das RAL-Farbsystem insbesondere in der deutschen Industrie stark verbreitet und erfreut sich nach wie vor regem Zuspruch unter Ingenieuren, da es ursprünglich für die Verfahrensindustrie entwickelt wurde.

Die HKS-Farben spielen vor allem für Druckerzeugnisse eine wichtige Rolle. Das HKS Farbsystem kann daher als europäische Konkurrenz zum Pantone Matching System betrachtet werden. HKS hat hier insbesondere einen Fokus auf den Papierdruck, was sich in der Auslegung der Farben für verschiedene Papiersorten wiederspiegelt. So unterstützt HKS Kunstdruck- und Bilderdruckpapiere, Naturpapier genauso wie Zeitungsdruckpapier und Endlosdruckpapier.

Erwähnt werden sollte an dieser Stelle auch das Natural Color System aus Skandinavien. Das NCS hat eine etwa andere Ausrichtung und wurde bereits Ende der 1930er Jahr von dem Physiker Tryggve Johansson entwickelt. Das NCS Farbsystem beruht auf den vier Grundfarben Rot, Grün, Gelb und Blau. Der Theorie nach sind dies die vom Menschen natürlich wahrgenommen Farben und alle anderen basieren auf Zwischentönen. Das Natural Color System hat sich nicht branchenweit durchsetzen können und wird heute vor allem von Architekten und lokalen Farbfabrikanten in Skandinavien verwendet.